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tizianwagner

Galápagos- auf den Spuren Charles Darwin's

Nach unserer Rückkehr von der Tauchsafari auf die Insel Santa Cruz brauchten wir erst mal den Vormittag um das Erlebte zu verarbeiten und einzuordnen. Nach knapp einer Woche ohne Internet waren wir zugegeben auch etwas damit beschäftigt, WhatsApp, Instagram & Co. durchzuschauen. Aufgrund der dürftigen Internetqualität in dem gesamten Archipel, dauerte es einige Zeit unseren Liebsten zumindest ein paar Eindrücke zukommen zu lassen. Nachdem wir socialmedia-technisch auf dem neuesten Stand waren und der ein oder andere Videocall beendet war, machten wir uns auf den Weg zur Charles Darwin Forschungsstation. Diese wird von der Charles Darwin Foundation betrieben, eine internationale Organisation, die Naturschutz und Forschung auf den Galápagos-Inseln im Fokus hat. Ein Guide führte uns durch die Anlage und erklärte uns allerhand Wissenswertes rund um die geologische und biologische Geschichte und Eigenheiten der Inselgruppe. Im Zentrum steht dabei vor allem die Expedition des englischen Vermessungsschiffs "HMS Beagle", bei der ein gewisser Naturforscher namens Charles Darwin mit an Bord war. Die Beobachtungen und Erkenntnisse die Darwin damals auf den Galápagos Inseln sammelte, hatten einen entscheidenden Anteil an seiner später veröffentlichen Evolutions-Theorie. Vor allem die unterschiedlichen Tierarten, darunter die berühmten Darwin-Finken und Galápagos Schildkröten, die im Laufe der Zeit unterschiedliche Merkmale ausbildeten, ließen Darwin zu seiner Idee zur Entstehung der Arten kommen. Ein weiteres großes Anliegen der Organisation ist die Rettung der Galápagos Schildkröten. Zur Zeit der großen Seefahrernationen und Piraten galten die bis zu 400kg schweren, sanften Riesen als optimaler Reiseproviant, da Schildkröten lange Zeit ohne Wasser und Nahrung auskommen und reich an Fleisch und Fett sind. Zudem schuf der Mensch mit eingeschleppten Arten zusätzliche Fressfeinde für die Schildkröten. Dies führte dazu, dass fünf der ursprünglich fünfzehn unterschiedlichen Arten ausgerottet wurden. Die Charles Darwin Foundation kümmert sich schon lange Zeit erfolgreich darum, den Bestand der restlichen Arten zu sichern. Sie brüten Eier aus und ziehen die jungen Schildkröten auf, bis sie alt genug sind, um auf den jeweiligen Inseln wieder ausgewildert zu werden.


Ganz früh am nächsten Morgen machten wir uns mit Sack und Pack auf den Weg zum Hafen, da wir mit der ersten Fähre zur Insel Isabela übersetzen wollten. An dieser Stelle muss man sagen, dass den sogenannten Fähren ihr Ruf voraus eilt. Man darf diese nämlich keinesfalls mit den europäischen Pendants verwechseln, wie man sie vom letzten Korsika Urlaub kennt. Es handelt sich viel mehr um Motorboote mit einem Fassungsvermögen von gerade mal 30 Personen, die mit ca. 60 km/h über den Pazifik hämmern. Dabei wird keiner Welle ausgewichen und es kommt nicht selten vor, dass man eine Hand breit von seinem Sitz abhebt, bevor das Gefährt wieder auf die Wasseroberfläche knallt. Kein Wunder also, dass wir im Vorfeld darüber auf verschiedenen Reiseblogs gelesen hatten, die vor allem vor dem hohen Potenzial seekrank zu werden, warnten. Laura war die Nervosität deutlich anzumerken trotz der positiven Erfahrungen auf der Tauchkreuzfahrt. Vorsorglich nahm sie eine Reisetablette. Nur für alle Fälle. Zugegeben, auch ich hatte zu Beginn meine Bedenken obwohl ich weniger anfällig bin. Die erste Viertelstunde war dann tatsächlich herausfordernd, bis wir uns an den ruppigen Fahrstil gewöhnt hatten. Der positive Nebeneffekt der Reisetabletten (kann zu Schläfrigkeit führen) machte sich schnell bei Laura bemerkbar und sie verschlief den Großteil der Fahrt. Ich machte mir in der Zwischenzeit einen Spaß daraus, die anderen (vor allem touristisch aussehenden) Passagiere zu beobachten, um abzuschätzen wer wohl als erstes über der Reling hängt. Nach etwa zwei Stunden war es dann aber überstanden und allen blieb der Gang zur Toilette erspart. Nur einer jungen Frau hatte man den Kampf, den sie mit sich führte um sich nicht übergeben zu müssen, deutlich angesehen.


Isabela ist die größte Insel von Galápagos und gleichzeitig eine der jüngsten, was man an der hohen Anzahl vulkanischer Aktivitäten erkennt. Puerto Villamil ist das zugehörige kleine Städtchen. Auch hier werden unzählige Ausflüge und Tagestouren angeboten. Laura und ich mussten uns aber mit etwas bisher Unbekanntem auseinandersetzen: wir hatten auf nichts wirklich Lust. Die Woche an Bord der Humboldt Explorer mit der Flut an Eindrücken und Erlebnissen und den zahlreichen Tauchgängen, hatte ihre Spuren hinterlassen. Da wir für unsere restlichen Pläne auf Galápagos noch weitere zwei Wochen Zeit hatten, beschlossen wir das Ganze ruhig angehen zu lassen. Bedeutet wir verzichteten auf kostspielige Tagestouren und verbrachten die Zeit vorrangig mit ausschlafen, Spaziergängen und kleineren Unternehmungen. Einer der Spaziergänge führte uns durch die vulkanische Landschaft zur "Mauer der Tränen", einem Relikt aus der Zeit als Galápagos noch als Strafkolonie diente. Die Mauer erhielt ihren traurigen Namen aufgrund der furchtbaren Bedingungen für die Gefangenen, von denen bei der Errichtung viele ums Leben kamen. Auf dem Rückweg erlebten wir etwas wesentlich erfreulicheres. Eine Hand voll Galápagos Pinguine jagte in der Brandung, an einem felsigen Strandabschnitt, nach ihrem Abendessen. Die kleinen, fast komplett schwarzen Frackträger sind die einzigen Vertreter ihrer Art, die die Nordhalbkugel bewohnen. Einige Pelikane und zwei Seelöwen gesellten sich dazu und beteiligten sich an der Jagd. Wir beobachteten das Schauspiel, welches man so wohl nur an diesem Ort zu Gesicht bekommt, eine ganze Weile.

So ganz vom Wasser konnte man uns dann doch nicht fernhalten und so fanden wir uns recht schnell wieder in einem Neoprenanzug. Dieses mal nicht um zu tauchen, sondern lediglich um in der kleinen Lagune "Concha de Perla" nah am Hafen zu schnorcheln. Hätten wir nicht die Wunder der Unterwasserwelt von Galápagos in der Woche zuvor erlebt, wäre das Schnorcheln auf Isabela mit Sicherheit ein absolutes Highlight gewesen. In dem kleinen natürlichen Becken gab es neben vielen Fischen auch eine Meeresschildkröte und eine Gruppe von etwa 15 jungen Adlerrochen. Der Höhepunkt war aber, dass wir die Gelegenheit hatten endlich eine der Meerechsen im Wasser zu sehen. Außerdem kamen uns neugierige Seelöwen wahnsinnig nahe und spielten richtig mit uns. Unglaublich was man für gerade einmal 15 $, was wir für die Schnorchelausrüstung gezahlt hatten, an diesem Ort alles geboten bekommt.


Nach fünf Tagen auf Isabela stand unsere letzte Station auf Galápagos auf dem Programm: Isla San Cristóbal mit der offiziellen Hauptstadt Puerto Baquerizo. Bedeutete aber, dass wir zwei weitere Höllenfahrten mit den Galápagos Fähren vor uns hatten. Wir mussten nämlich zuerst auf Santa Cruz zurück, um von dort dann weiter nach San Cristóbal zu gelangen. Am Ziel angekommen, wurden wir von einer noch größeren Anzahl an Seelöwen überrascht, die nicht nur den Hafen belagerten, sondern auch den breiten Strand. Es war beeindruckend wie Mensch und Tier hier so eng zusammenleben. An Wochenenden verbringen die meisten Familien gemeinsam Zeit am Strand, um zu picknicken und zu baden. Die Seelöwen sind dabei nur wenige Meter entfernt. Der Anblick von spielenden Kindern in der Nähe dieser teilweise großen und nicht ungefährlichen Tiere, war zugleich faszinierend und gewöhnungsbedürftig. Das zeigte uns wie wir auf diesem Planeten leben und gleichzeitig die Natur respektieren können.

Auf San Cristóbal fanden wir außerdem unseren Lieblings Schnorchel Platz: die Bucht Tijeretas. Zuerst erkundeten wie sie von den verschiedenen Aussichtspunkten in den Hügeln drum herum bevor wir uns dann ins kühle Nass wagten. Unzählige Meeresschildkröten kommen hier her um an den großen Steinen nach Seegras zu suchen. Laura bekam man wiedermal nicht von den jungen Seelöwen weg, die neugierig um uns herum schwammen. Sie machten sich einen Spaß daraus, direkt auf uns zu zu schwimmen, um im letzten Augenblick akrobatisch auszuweichen. Von der Neugierde der Seelöwen blieben auch die Meerechsen nicht verschont, die bei ihrer Nahrungssuche regelrecht belästigt wurden. Rotzfrech biss einer der Seelöwen einer der Echsen in den Schwanz, die sich auf den nächsten Stein rettete. Wir genossen es sehr all diesen Tieren so nah kommen zu können.

Am letzten Tag wanderten wir zum Strand "Playa Loberia" und den nahegelegenen Klippen, von denen man brütende Meeresvögel und meterhohe Wellen, die gegen die Felsen krachen, beobachten kann. Wir ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und die Zeit auf den Galápagos Inseln Revue passieren. In der Ferne war zwar klein aber deutlich ein Buckelwal zu sehen, der trotz seines massigen Körpers aus dem Wasser sprang.


Drei unbeschreibliche Wochen liegen hinter uns, die wir wohl nicht mehr vergessen werden. Für solche Erinnerungen sind wir aufgebrochen und hoffen noch weitere dieser Art auf unserer Reise zu sammeln. Vor unserem Abflug von der Insel Santa Cruz, ließ ich mir in Puerto Ayora noch eine kleine Erinnerung an diese Zeit unter die Haut stechen.




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