Isla Holbox - Zurück im Paradies
Im Februar 2019 war ich für knapp zwei Wochen schon einmal in Mexiko und habe einige Tage auf Holbox verbracht. Das hat allerdings gereicht um mich total für die Insel zu begeistern. Keine Autos, kilometerweiter weißer Strand, türkisblaues Wasser und eine einzigartige Atmosphäre machen das kleine Eiland zwischen karibischem Ozean und dem Golf von Mexiko einzigartig. Umso mehr freute ich mich im Vorfeld darauf, das Erlebnis Holbox mit Laura teilen zu können. Ihre Erwartungen waren ziemlich hoch nach meinen Schwärmereien, konnten aber sogar noch übertroffen werden.
Mit einem Colectivo (kleiner öffentlicher Bus) fuhren wir nach Chiquila, dem Ort auf dem Festland, von wo aus die Fähre mehrmals täglich nach Holbox ablegt. Nach der halbstündigen Überfahrt begann unser Inselaufenthalt dann aber eher mürrisch als paradisisch. Die Angabe der Adresse unseres kleinen Apartments, welches wir über AirBnB gebucht hatten, fiel etwas mau aus und begrenzte sich auf die Tatsache, dass es sich irgendwo auf der Hauptstraße der Insel befinden musste. Mit dem großen Rucksack auf dem Rücken und dem Tagesrucksack vor uns geschnallt, marschierten wir die Hauptstraße entlang, auf der Suche nach unserer Unterkunft. Die sengende Mittagshitze und eine schier unerträglich hohe Luftfeuchtigkeit ließen meine Laune noch weiter in den Keller sinken und ich hatte schnell den (meiner Meinung nach) Schuldigen für diese Situation gefunden: Laura. Sie hatte ja schließlich die Reservierung vorgenommen und sich nicht ausreichend informiert. Genervt stapfte ich ihr hinterher und habe zugegebenermaßen wenig zur Lösung unseres Problems beigetragen. Eine Taxifahrerin, der Laura mit Händen und Füßen unser Problem schilderte, brachte uns vermutlich nicht zuletzt aus Mitleid, umsonst zu unserem Apartment. Allerdings musste auch sie zig mal telefonieren um die richtige Adresse ausfindig zu machen, da das Apartment in einem Hinterhof gelegen war. Vor Ort nahm uns die Gastgeberin herzlich in Empfang und nach einer kalten Dusche und einem erfrischenden Getränk war die Geschichte auch schon wieder vergessen.
Den Nachmittag verbrachten wir mit einem kleinen Strandspaziergang. Wir informierten uns bei den lokalen Touranbietern und entschieden uns schließlich für eine Kajaktour in den Mangroven und gegen einen überteuerten Schnorcheltrip mit Walhaien. Abends hatten wir uns erneut mit Jessica und Kenneth zum Essen verabredet, dem schweizer Pärchen das wir schon in Costa Rica getroffen hatten. Es war ihr letzter Abend auf Holbox und sie brachten ein weiteres Pärchen mit, welches sie am Hotelpool kennengelernt hatten, Jippe und Tom aus Holland. Wir verbrachten einen ausgelassenen Abend, den wir in einer Bar ausklingen ließen.
Um 05:30 Uhr riss uns am nächsten Morgen der Wecker aus dem Schlaf und für einen Moment bereuten wir es, nicht früher ins Bett gegangen zu sein. Pünktlich um 06:00 Uhr lieferte uns ein Taxi an dem Teil des Strandes ab, wo unsere Kajak-Tour beginnen sollte. Wir starteten die Tour aus mehreren Gründen zu dieser unmenschlichen Zeit:
Um der Hitze zu entgehen, die schon vormittags ihren Höchststand erreicht
Um den Sonnenaufgang vom Kajak aus beobachten zu können
Um möglichst unsere Ruhe zu haben und den anderen Kajaktouren aus dem Weg zu gehen
Wir hatten Glück und waren die einzigen die diese Tour buchten und durften somit alleine mit unserem Guide Gustavo lospaddeln. Schon nach wenigen Schlägen wurde uns bewusst, dass sich das Aufstehen gelohnt hat. In der morgendlichen Dämmerung gleitete unser Kajak im seichten Wasser parallel zum Strand entlang, bis wir die Flussmündung erreichten, die den Eingang zu den Mangroven bildet. Wir genossen die Ruhe, die nur durch die verschiedenen Vogelarten und das leise Eintauchen unserer Paddel unterbrochen wurde. Etwa drei Stunden durchquerten wir die verschiedenen Flussarme und konnten dabei Flamingos, Stachelrochen, seltene Adlerrochen und sogar ein Krokodil entdecken. Gustavo versorgte uns zudem mit reichlich Informationen rund um die Mangroven und dessen Bewohner. Durchaus erschöpft von der Paddelei machten wir uns auf den Weg zurück. Innerlich gaben Laura und ich uns immer ein "High-Five" wenn uns Kajak Gruppen entgegen kamen, die deutlich hörbar vor Anstrengung und Hitze schnauften.
Da wir uns mit Jippe und Tom so gut verstanden hatten, verbrachten wir die gesamte restliche Zeit auf Holbox mit den beiden. Wir testeten ausgiebig die besten Restaurants, Bars und Cafés, leihten uns Fahrräder, mit denen wir die Insel erkundeten, und verfolgten sowohl die deutsche als auch holländische Nationalmannschaft bei der EM. Natürlich gab es dabei auch den einen oder anderen Seitenhieb, pflegen die beiden Nationen im Fussball schliesslich eine langjährige Rivalität!
Laura und ich entschieden uns schon früh dazu, unseren Aufenthalt um zwei weitere Nächte zu verlängern, zogen dafür aber in das wohl beliebteste Hostel der Insel um. Dieser Umzug hatte im Nachhinein Vor- und Nachtteile. Der Schlafsaal, der Platz für bis zu zehn Personen bot, war nicht klimatisiert, was per se nicht all zu tragisch ist (hatten wir in Costa Rica gefühlt auch nie). Allerdings fand aufgrund einer fehlenden Brise kein Luftaustausch statt und wir hatten nachts noch eine Zimmertemperatur von 28 °C. Ich war es mittlerweile gewohnt zu schwitzen, ich mache seit wir aufgebrochen sind quasi nichts anderes. Aber nachts wach zu liegen und mir den Schweiß von der Stirn zu wischen brachte mich an den Rand des Wahnsinns. Selbst Laura, die überall und bei Wind und Wetter in den Schlaf findet, war an ihre Grenzen gestoßen. Im Gegenzug bestach das Hostel mit Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen. Wir nahmen zusammen mit unseren Holländern an der Quiznight teil, bei der wir auf Platz 3 um Haaresbreite das Finale verpassten und rätselten uns in Rekordzeit durch den hosteleigenen Escape-Room "Pirates of Holbox".
Alles in allem war die Zeit auf Holbox mitunter die Schönste in unseren ersten sieben Wochen. Wie es der Zufall wollte, war Valladolid, eine kleine Stadt im Kolonialstil nicht nur unser nächster Halt. Auch Jippe und Tom wollen dort einige Tage verbringen und so beschlossen wir uns gemeinsam auf den Weg zu machen.
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