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tizianwagner

Donsol & Palawan - Die Walhai-Odyssee und das Paradies auf Erden

Die Philippinen haben uns schon in den ersten Tagen völlig begeistert und trotz teils schlechtem Wetter mit ihrer Schönheit überzeugt. Trotzdem hat dieses Inselparadies einen, wenn auch kleinen, Haken. Wenn man nämlich versucht möglichst viele Inseln und Regionen dieses Landes zu erkunden, stellt man schnell fest, dass das mit hohem Aufwand verbunden ist. Um von A nach B zu kommen, ist man meistens auf ein Flugzeug oder eine Fähre angewiesen. Eine Tatsache, die während einer Pandemie noch deutlich komplexer wird, da einige Flug- und sehr viele Fährbedingungen aktuell nicht existent sind bzw. deutlich reduziert wurden. Um also an unser nächstes Ziel zu gelangen, waren wir gezwungen, zuerst von Cebu-City zurück nach Manila zu fliegen, um dann den nächsten Flug nach Legazpi zu nehmen. Die Stadt Legazpi liegt auf Luzon, derselben Insel wie Manila, aber weit unten im Südosten und ist der Knotenpunkt um das kleine Fischerdörfchen Donsol zu erreichen.


„Die Hauptstadt der Walhaie“ - so wird Donsol beworben. Zwar hätten wir schon auf Cebu die Möglichkeit gehabt mit den größten Fischen der Erde zu schwimmen, allerdings werden diese dort angefüttert und mit Netzen so lange in Schach gehalten, bis alle Touristen einmal ins Wasser springen konnten. In Donsol dagegen wird das Schnorcheln mit Walhaien so schonend wie möglich angeboten und steht zu jedem Zeitpunkt unter Beobachtung von den „Rangern“. Zuerst aber buchten wir einen Tauchausflug zum beliebten Tauchrevier „Manta Bowl“, bei dem man, wie der Name schon sagt, neben Walhaien mit etwas Glück auch Manta-Rochen sehen kann. Drei Tauchgänge standen während der Tour auf dem Programm, wobei der erste allerdings eher dazu diente, unser Equipment zu überprüfen. Der zweite Tauchgang überzeugte dann aber auf ganzer Linie. Nach nur wenigen Minuten im Wasser, begegnete uns auf knapp 25 Metern Tiefe einer der gigantischen Rochen. Mantas sind die größten Rochen der Welt und können eine Spannweite von bis zu sieben Metern erreichen. Majestätisch schwebte diese faszinierende Kreatur vor uns durchs Wasser. Während wir uns aufgrund der starken Strömung mit Haken an Steinen festkrallen mussten, schien das dem Manta keinerlei Mühe zu bereiten. Wir ließen uns gerade von seinen gleichmäßigen Bewegungen in den Bann ziehen, als ich mich kurz umdrehte und nach oben blickte: ein riesiger Schatten hatte sich uns lautlos genähert. Ein Walhai. Etwa 9 Meter lang. Mit fuchtelnden Händen versuchte ich den Rest der Gruppe darauf aufmerksam zu machen. Wie gelähmt starrten wir über uns bis der Hai, der knapp unter der Wasseroberfläche entlang schwamm, genauso schnell verschwand wie er aufgetaucht war. Wir waren hin und weg. Die größten Vertreter ihrer jeweiligen Art in einem Tauchgang - unbeschreiblich. Beim letzten Mal im Wasser begegneten wir zwei weiteren Mantas, was dem Tag endgültig die Krone aufsetzte. Trotz unseres erfolgreichen Ausfluges, nahmen wir am Nachmittag des nächsten Tages an einer der Schnorcheltouren teil, um den Walhaien noch näher sein zu können. Schliesslich gibt es nirgends sonst auf der Welt eine solch hohe Chance diesen Tieren zu begegnen. Drei Stunden tuckerten wir erfolglos in einem der kleinen, hölzernen Fischerboote die Küste rauf und runter bis uns der Guide klar machte, dass wir zurück zum Anleger müssen. Ich sah Laura die tiefe Enttäuschung an und versuchte sie mit der Tatsache aufzumuntern, dass wir dafür beim Tauchen großes Glück hatten.


Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon alles für die Weiterreise vorbereitet. Den Transport zurück nach Legazpi, den Nachtbus nach Manila und den Flug auf die Insel Palawan. Trotzdem sah ich Laura an, wie sie innerlich alle Optionen durchging, ein weiteres Mal an einer der Schorcheltouren teilnehmen zu können. Ich blieb hart: man kann schließlich nicht alles haben. Im Bus nach Legazpi trafen wir zwei Dänen, die uns voller Begeisterung von ihrer Tour berichteten, bei der sie sechs verschiedene Walhaie gesehen hatten. Laura erlitt innerlich Qualen während die beiden kein Detail bei ihren Erzählungen ausließen. Laura würde von sich aus das Thema nicht mehr ansprechen, das wusste ich, was bedeutete, dass es jetzt nur zwei Möglichkeiten gab: entweder ich blieb weiterhin hart und dürfte mir Lauras Schmollmund die nächsten fünf Tage anschauen oder ich überlegte mir etwas, wie wir alles umbuchen und ein weiteres Mal mit dem Boot raus fahren könnten. Natürlich knickte ich ein und fragte, ob wir versuchen sollten die Buchungen zu ändern. Ich hatte den Satz noch nicht beendet, da kam mir schon ein erleichterndes JA, entgegen. Tatsächlich schafften wir es, alle Buchungen um einen Tag zu verschieben und früh am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Roller, den etwa einstündigen Weg zurück nach Donsol. Als es unterwegs wie aus Kübeln begann zu regnen, schwor ich Laura, dass wenn wir keinen Walhai zu Gesicht bekommen würden, ich sie den Rückweg laufen lassen würde.Mit dem ersten Boot fuhren wir raus und nach nur zehn Minuten schrie unser „Spotter“, der auf dem kleinen Dach des Bootes Ausschau hielt, laut auf. Insgesamt entdeckten wir an diesem Morgen drei Walhaie und durften mit diesen beeindruckenden Tieren mehrere Minuten lang schnorcheln. Ein unvergessliches Erlebnis, das musste auch ich zugeben. Laura war überglücklich und ich glaube auch ein wenig erleichtert, doch hinten auf dem Roller Platz nehmen zu dürfen.

In etwas mehr als zehn Stunden ging es mit dem Nachtbus über den Landweg von Legazpi nach Manila, wo wir nach einem Corona-Schnelltest und einem ziemlichen Chaos bei der Durchsicht der benötigten Dokumente, in den Flieger nach Puerto Princesa auf der Inseln Palawan stiegen. Palawan sollte unser letzter Stop auf den Philippinen sein und ist gleichzeitig die wohl beliebteste Region bei ausländischen Touristen. Speziell der Ort El Nido im Norden der Insel gilt als Hochburg für Besucher. Deshalb verbrachten wir auch nur eine Nacht in Puerto Princesa und fuhren am nächsten Tag weiter. In El Nido lief der Tourismus zu diesem Zeitpunkt gerade erst an, da Palawan zu den Provinzen gehört, die am längsten an strengeren Maßnahmen festhielten. Das hatte zum Vorteil, dass wir die gut ausgebaute Infrastruktur mit nur wenigen anderen Touristen teilen mussten. Die ganze Gegend rund um El Nido ist einfach paradiesisch. Zusammen mit einer Gruppe Engländern und Niederländern, mit der wir uns angefreundet hatten, unternahmen wir eine Bootstour, um die zahlreichen kleinen Inseln und Felsen die sich vor der Küste befinden, zu erkunden. Daraus wurde am Ende ein feuchtfröhlicher Ausflug, der abends in einer Beachbar endete. Mit einem Kater, den ich wohl nicht so schnell wieder vergessen werde, verbrachte ich, unfähig mich zu bewegen, den ganzen Tag im Bett. Laura brachte mir zwischendurch was zu essen und gönnte sich als Alternativprogramm eine Massage in einem Spa.


Etwas nördlich von El Nido befinden sich Strände die ich, ohne zu zögern, zu den schönsten die ich jemals gesehen habe zählen würde. Nacpan und Duli Beach. Breite, lange Sandstrände die kaum bebaut und in dichte Palmenwälder eingerahmt sind. Dazu das Meer, das in großen, rauen Wellen in einem unbeschreiblichen Farbton auf den Strand kracht. Während wir Nacpan Beach in einem edlen Beachclub verbrachten, erwartete uns am Duli Beach noch eine ganz andere Überraschung. Schon von anderen deutschen Touris hatten wir gehört, dass ein kleines Strandresort ein Schutzprogramm für Meeresschildkröten ins Leben gerufen hat. Wir hatten das junge, niederländische Paar schon vorab kontaktiert und wurden dann rechtzeitig informiert, als wieder frisch geschlüpfte Babys am Strand frei gelassen wurden. Es war ein wunderschöner Moment als wir die ca. einhundert kleinen Schildkröten dabei beobachteten, wie sie instinktiv in Richtung Meer über den breiten Strand watschelten. Seit sieben Jahren ist das Paar mittlerweile auf den Philippinen und engagiert sich für den Schutz der bedrohten Meeresbewohner. Wir entschlossen uns, eines der Nester zu adoptieren und das Projekt so finanziell etwas zu unterstützen. Der letzte Tag fiel zufälligerweise auf unseren dritten Jahrestag, für den wir dann aus unserem Vierbettzimmer im Hostel in ein schönes Doppelzimmer in einem Hotel in El Nido umgezogen sind.

Mit Palawan hatten wir ein glückliches Händchen für unseren Abschluss in diesem fantastischen Land. Wir genossen die Zeit dort in vollen Zügen und ließen es uns richtig gut gehen bevor wir uns in unser nächstes Abenteuer stürzten: Australien.




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