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  • tizianwagner

Singapur - Kultureller Schmelztiegel und Albtraum für jeden Backpacker Geldbeutel

Nach Kambodscha stand Singapur als unser nächstes Reiseziel an. Schon als wir im November auf dem Weg nach Thailand dort eine Zwischenlandung hatten, war klar, von dieser Stadt wollen wir mehr sehen als nur den Flughafen. Corona hatte uns in Südostasien etwas in die Enge getrieben. Es gab keine weiteren, für uns interessanten Optionen in der Region und wir sahen uns schon gezwungen, westwärts Richtung Europa weiterzureisen, wo Länder wie Nepal oder Sri Lanka für Touristen geöffnet sind. Kurz vor Ablauf unseres Visums in Kambodscha erreichte uns dann aber eine überraschende Nachricht: die Philippinen empfangen ab 10. Februar wieder geimpfte Touristen ohne Quarantäne. Also beschlossen wir die Zeit bis dahin zu nutzen, um eine Woche in Singapur zu verbringen.

Die Einreise stellte uns vor eine besondere Herausforderung. Neben den üblichen Dokumenten und einem obligatorischen PCR-Test, muss man außerdem darauf achten, eine spezielle Art Flug zu buchen, da manche Flüge nur zum Transit in Singapur erlaubt sind. Da wir mit der Buchung schon Probleme gehabt hatten und auf einen anderen Flug ausweichen mussten, standen wir sichtlich nervös am Check-In Schalter in Phnom Penh. Nachdem sich die Mitarbeiterin durch seitenweise Formulare und Kopien gearbeitet hatte, kam dann der Satz den wohl keiner hören will: wir können Sie leider nicht in dieses Flugzeug steigen lassen. Nach dem ganzen Chaos mit der Buchung hatten wir einen falschen Flug gebucht, mit dem es uns nicht gestattet war als Tourist nach Singapur einzureisen. Ein solcher Flug würde erst am nächsten Morgen wieder starten. Noch in der Flughafenhalle telefonierten wir stundenlang mit dem Buchungsportal und der Airline um uns auf den morgigen Flug umzubuchen. Erschöpft und nervlich am Ende fuhren wir zurück in die Stadt, um in dem Hotel in dem wir die Nächte zuvor untergekommen waren, für eine weitere Nacht einzuchecken. Zum ersten Mal auf der ganzen Reise waren wir beide kurz davor, die weiße Flagge zu hissen und den nächsten Flug nach Hause zu nehmen.

Am nächsten Morgen klappte die Einreise dann aber problemlos und gegen Mittag fanden wir uns, am beeindruckenden Flughafen Singapurs, in der Schlange für den „On Arrival“-Corona Test, wieder. Mit dem Taxi ging es in ein nahegelegenes Hotel, in dem wir das Ergebnis unseres Tests abwarten mussten. Wie der Zufall es wollte, lebt aktuell eine ehemalige WG-Nachbarin von Laura, für mehrere Monate für ein Praktikum, in Singapur. Wir hatten uns schon Tage zuvor mit Sophie verabredet und machten uns dann abends, nachdem wir die erlösende E-Mail mit dem negativen Testergebnis bekommen hatten, auf den Weg eine erste Kostprobe von dieser Stadt zu bekommen. Singapur gehört zu den teuersten Städten der Welt, was sich ganz und gar nicht mit unserem Backpacker Budget verträgt. Deshalb gingen wir, wie die meisten Einheimischen, in einem Hawker-Center zum Abendessen. Um chaotische und schmutzige Streetfood-Stände in den Straßen zu vermeiden, wurden diese Markthallen mit einem riesigen kulinarischen Angebot geschaffen. Im Anschluss führte uns Sophie in einem langen Spaziergang einmal um die berühmte Bay von Singapur, vorbei am Stadion, der Parkanlage „Gardens by the Bay“ und dem Luxushotel Marina Bay Sands. Dabei konnten wir die beeindruckende Skyline der Metropole im Dunkeln bestaunen.

Den ersten Tag verbrachten wir zusammen mit Sophie im großen Park „Gardens by the Bay“. Singapur selbst ist eine auffallend grüne Stadt, in der so ziemlich jeder Wolkenkratzer auf Terassen in unterschiedlichen Stockwerken Gärten angelegt hat oder sogar ganze Fassaden bepflanzt sind. Bei Neubauten müssen solche grünen Akzente mittlerweile grundsätzlich mitbedacht werden. "Gardens by the Bay" bildet sozusagen das grüne Zentrum der Stadt, in dem man auf 101 Hektar neben den Grünflächen, verschiedene Gewächshäuser und die bekannten „Super Trees“ findet. Diese kunstvollen, futuristischen Konstruktionen sind fast vollständig von Blumen, Pflanzen und Ranken umschlossen und bemerkenswert in Szene gesetzt. Jeder der Bäume ist mit einer Solaranlage versehen und als vertikale Gärten sollen sie zur Verbesserung der Luftqualität in der Stadt beitragen. Abends setzt eine Lichtshow, bei der die Supertrees für ein paar Minuten rhythmisch passend zu Musik leuchten, dem Ganzen noch die Krone auf.

In einem der Gewächshäuser wird das Thema „Cloud Forest“ in Form eines riesigen Wasserfalls, mit einem Baumwipfelpfad und tausenden von Orchideen vorgestellt und auf die Bedeutung dieser Lebensräume hingewiesen. Man kann wirklich wahnsinnig viel Zeit auf dem riesigen Areal verbringen und durch die bunten Gärten schlendern.

Da Samstag war, fuhren wir abends ins arabische Viertel, das bekannt ist für sein pulsierendes Nachtleben. In den kleinen, engen Gassen reihen sich Bars und Restaurants aneinander. Laute Musik drang aus jeder Ecke und die vielen gut gelaunten Menschen ließen einen Corona fast vergessen. Bis dann um 23 Uhr die Bordsteine hochgeklappt wurden und alle Geschäfte aufgrund der Sperrstunde schlossen, was für unseren Geldbeutel bei den Bierpreisen wohl auch besser so war.

Singapur ist in vielerlei Hinsicht eine faszinierende Stadt. Neben den modernen, futuristischen Gebäuden, die teilweise mehr an Kunstwerke erinnern, fällt einem vorallem die Diversität der Einwohner auf. Chinesen, Malaien und Inder bilden den Großteil der Bevölkerung, dazu kommen aber viele Menschen aus aller Herren Länder, die es des Jobs wegen dort hin verschlagen hat. Einen ganzen Tag lang erkundeten wir die vielen, von unterschiedlichen Kulturen geprägten Stadtteile wie z.B. Chinatown, Little India oder das arabische Viertel. Nachdem man die Straßenseite gewechselt hat, kann es einem vorkommen, als taucht man in ein komplett anderes Land ein. Buddhas, Moscheen, hinduistische Götter, alte Kolonialgebäude oder moderne Museen. An jeder Ecke gibt es was zu sehen und die Stadt platzt fast von Kultur und Geschichte.

Ein Vorurteil bzw. Klischee können wir zu Singapur auf jeden Fall bestätigen: es ist wahnsinnig sauber! Dazu führen wohl nicht zuletzt die hohen Bußgelder die hier gelten, verstößt man gegen die Regeln. Wir passten deshalb besonders auf, nur bei grün über die Straße zu gehen, nirgends versehentlich Müll liegen zu lassen und alle anderen sozialen Etiketten einzuhalten.

Ich wollte Laura zu ihrem Geburtstag einen ganz besonderen Wunsch erfüllen und schenkte ihr deshalb eine Nacht im Hotel Marina Bay Sands, mit der ikonischen Bauform und dem berühmten Infinity Pool auf dem Dach. Schon lange hatte sie mir damit in den Ohren gelegen, wie gerne sie dort eine Nacht verbringen würde und ohne mich genauer zu informieren hatte ich ihr im Januar dieses Geschenk gemacht. Ich musste ganz schön schlucken als ich dann die Reservierung für eine Nacht vornahm, aber geschenkt ist geschenkt. Wir checkten so früh es ging ein, um so viel aus unserem Aufenthalt rauszuholen wie möglich. Schon nachdem wir nur einen Fuß in die Empfangshalle gesetzt hatten, kam ich mir in unseren abgetragenen Backpacker-Outfits und mit den riesigen Rucksäcken irgendwie fehl am Platz vor. Das Personal schaffte es aber im Handumdrehen, dass wir uns wahnsinnig wohlfühlten und machte aus unserem ganzen Aufenthalt ein richtiges Erlebnis.

Automatisch öffnete sich der Vorhang der Fensterfront im 48. Stock als wir unser Zimmer betraten und gab einen atemberaubenden Blick auf den Hafen und die "Gardens by the Bay" frei. Vorbei war es mit den stickigen und engen Mehrbettzimmern der Hostels - zumindest für 24 Stunden. Wir kramten in unseren Rucksäcken nach den besten Klamotten die wir dabei haben und machten uns auf, das Hotel und die dazugehörige Mall und das Casino zu durchstreifen. Pünktlich zur Prime-Time, kurz vor Sonnenuntergang, standen wir in Bademänteln auf dem „SkyPark“. Auf der 340 Meter langen Plattform, die sich über die drei Türme des Hotels erstreckt, gibt es neben Restaurants und einer Aussichtsplattform, den viel zitierten Infinitypool. Dieser wird mehr genutzt, um vor der eindrücklichen Skyline Singapurs zu posen, als um darin zu entspannen oder zu baden. Links und rechts von uns beobachteten wir Paare, die sich gegenseitig fotografierten, um ein perfektes Instagram Foto zu bekommen und taten es ihnen dann gleich. Vom Whirlpool aus konnten wir im Anschluss dann die Lichtshow der „Super Trees“ nochmal von oben beobachten. Die Nacht im Marina Bay Sands war zwar ein (zumindest für mich) kostspieliges, aber ein wirklich besonderes Erlebnis und gleichzeitig ein gelungener Abschluss für unsere Zeit in Singapur.




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