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  • tizianwagner

Kambodscha - Phnom Penh & Weltkulturerbe Angkor Wat

Da die Einreise über Land nach Kambodscha weiterhin nicht möglich ist, um die Grenzen während der Pandemie besser kontrollieren zu können, waren wir gezwungen von Thailand in das westlich angrenzende Nachbarland zu fliegen. Wir landeten, mit allem nötigen Papierkram gewappnet, in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. Wie sich am Einreiseschalter heraus stellen sollte, war das Flughafenpersonal mit der Flut an Dokumenten sichtlich überfordert und es dauerte geschlagene zwei Stunden bis wir, inklusive negativem Schnelltest, das Flughafengebäude verlassen konnten und in einem Tuktuk auf der vollgestopften Hauptstraße in Richtung Stadtzentrum fuhren. Vier Nächte verbrachten wir in einem kleinen Hostel in einem der schöneren Stadtviertel von Phnom Penh. Am ersten Tag machten wir einen ausgiebigen Spaziergang vom Hostel aus, entlang der Flusspromenade des Mekong, vorbei am Königspalast und dem Nationalmuseum. In einem der hippen Cafés gönnten wir uns zwischendurch eine Abkühlung, denn während der Mittagsstunden wird es deutlich über 30°C heiß. Als Teil des ehemaligen "Französisch-Indochinas" ist auch heute noch der Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht zu erkennen. Viele Schilder, Plakate und auch Speisekarten sind auf Französisch und Boulangerien locken einen mit Baguette und Croissants. Vor allem letztere nutzten wir genüsslich aus. Jeden Morgen machten wir uns über die Backwaren her, die man in der Qualität nur selten auf Reisen findet. Heutzutage unterstützt Frankreich Kambodscha in vielen Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Wirtschaft. Überhaupt zeugen die vielen Baustellen von Bürogebäuden und Wolkenkratzern davon, dass Kambodschas Wirtschaft eine der am schnellsten wachsenden im asiatischen Raum ist.


Den darauffolgenden Tag widmeten wir der noch jungen und dunklen Vergangenheit des Landes. Erst vor knapp drei Jahrzehnten, nach langen Bürgerkriegen und der Schreckensherrschaft der "Roten Khmer" zog Frieden ins Land. Die "Khmer Rouge", eine maoistisch-nationalistische Guerillabewegung, war während ihres Regimes in den 70er Jahren, für den Tod von schätzungsweise 2 Mio. Menschen, verantwortlich. Dazu gehörten vor allem politische Gegner, Gelehrte und ethnische Minderheiten, wobei auch Frauen und Kinder nicht verschont wurden. Durch diesen Genozid erlangten die sogenannten "Killing Fields", traurige Berühmtheit. Dabei handelt es sich um die Straflager oder Einrichtungen, in denen die Gefangenen, oftmals nach monatelanger Folter, systematisch ermordet wurden. Wir besuchten eines der größten dieser Killing Fields am Rande von Phnom Penh und ließen uns von einem Guide über das Areal führen. Sichtlich angefasst erzählte der damals 18 Jährige von seiner Flucht und den Gräueltaten des Regimes, die in dem Lager stattfanden.

Auch an uns ging der Rundgang nicht spurlos vorbei und wir fuhren mit einem unangenehmen Gefühl in der Brust zurück in die Stadt, zum S21 Genozid Museum.

Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Schule, die in dieser Zeit zu einem Gefängnis umgewandelt wurde. Dort wurden den Gefangenen in winzigen Zellen unter Folter vermeintliche Geständnisse entlockt, bevor sie in eines der Killing Fields verlegt und ermordet wurden. Mit zugeschnürter Kehle liefen wir von Zelle zu Zelle, in denen teilweise Fotos der Gefangenen, während der Befreiung durch die vietnamesische Armee, ausgestellt waren. Nach der Entmachtung der Roten Khmer 1979, bis in die 90er Jahre zog sich dann ein blutiger Guerilla Krieg. Trotz dieser unfassbar tragischen Vergangenheit, die noch spürbar präsent ist in der Bevölkerung, sind die Menschen in Kambodscha, so kam es uns vor, nur umso offenherziger und freundlicher. Egal in welches Gesicht man blickt, man stößt auf ein breites Grinsen bei dem man gar nicht anders kann als dieses zu erwidern.


Mit dem Bus ging es, nach unserer Zeit in Phnom Penh, weiter nach Siam Reap, die Stadt die besser als das Tor zu Angkor Wat bekannt ist. Angkor Wat ist der größte Tempelkomplex der Welt und der Touristenmagnet schlechthin in Kambodscha. Dabei vergessen viele, dass es sich dabei nur um einen der Tempel in der Archäologischen Ausgrabungsstätte Angkor handelt, die mehr als 1.000 Tempel, Gebäude und Ruinen beherbergt. Durch die weltweite Bekanntheit von Angkor Wat entwickelt sich die Stadt Siem Reap rasend schnell weiter. Überall werden Straßen und andere Teile der Infrastruktur neu gebaut oder renoviert und im Herzen der Stadt findet man die belebte "Pub-Street".

Um ausreichend Zeit zu haben die unzähligen Tempel in Ruhe erkunden zu können, entschieden wir uns für ein Drei-Tages-Ticket und engagierten einen TukTuk-Fahrer.

Um 04:00 Uhr morgens holte uns unser Fahrer ab, damit wir rechtzeitig um 05:00 Uhr, wenn das Ticketcenter öffnet, unsere Eintrittskarten kaufen und einen der besten Plätze für den Sonnenaufgang vor Angkor Wat ergattern konnten. Wir merkten allerdings schnell, dass unsere Eile so früh am Morgen übertrieben war, denn ein weiteres mal profitierten wir davon, während der Pandemie zu reisen. Bis zu 8.000 Besucher pro Tag drängen sich normalerweise um die verschiedenen Ruinen in Angkor, während es aktuell nur ein Bruchteil davon sind. Wir genossen den besonderen Moment, als die ersten Sonnenstrahlen an den Türmen des gigantischen Tempels entlang streiften und alles in ein atemberaubendes Licht tauchten. Nachdem wir ausgiebig auch das Innere von Angkor Wat begutachtet hatten, ließen wir uns zu weiteren Tempeln fahren, die sich alle in Alter, Stil oder Baumaterial unterscheiden. Manche bestachen durch ein wunderschönes Relief entlang der Mauern, andere weckten durch die beheimateten Affenbanden den Eindruck, als dienten sie als Vorlage für Disneys Dschungelbuch. Einer der Tempel wurde sogar als Drehort für die Verfilmung des beliebten Videospiels "Tomb Raider", mit Angelina Jolie in der Hauptrolle, verwendet. In den verwachsenen Ruinen kamen wir uns selbst teilweise vor wie Lara Croft und Indiana Jones, auf der Suche nach längst vergessenen Schätzen. Durch die Flexibilität unserer Tickets war es uns auch möglich, zwischendurch einen Tag zu pausieren, um uns am Pool unseres Hostels von den vielen Eindrücken zu erholen. Außerdem konnten wir mit unserem Fahrer zu verschiedenen Tageszeiten zu den Ruinen, um zum einen der Mittagshitze zu entgehen und zum anderen das beste Licht abzupassen, bei Sonnenauf- oder -untergang.


Am Ende unserer Zeit in Siem Reap waren wir ziemlich erschlagen von Tempeln, Ruinen und Ausgrabungsstätten und wir freuten uns auf etwas Erholung auf der paradiesischen Insel Koh Rong Sanloem. Angkor Wat mit nur einer Handvoll Leuten teilen zu müssen war aber ein riesiges Glück, für das wir sehr dankbar sind. Der Tempelkomplex sollte auf jeder Bucketlist stehen und ist auf jeden Fall einen Besuch wert.




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