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  • Laura Enderlin

Strände, Reisfelder und Flussdelfine - Kambodscha: mehr als nur Angkor Wat!

Die Anreise von Siem Reap zur Insel Koh Rong Sanloem gestaltete sich abenteuerlicher als wir es erwartet hatten. Wir hatten einen Nachtbus gebucht, mit welchem wir in 9 Stunden in den Süden zur Fähre an der Küste gebracht werden sollten. Als wir einstiegen, waren wir zunächst positiv überrascht, dass es sich um einen Bus mit Betten handelte. Als uns aber erklärt wurde, dass die Liegefläche jeweils für zwei Personen vorgesehen ist, war die Freude schnell verflogen und ich wusste gar nicht mehr was ich sagen sollte. Wir quetschten uns also zu zweit mit unseren Tagesrucksäcken auf die 0,8m x 1,70m große Matratze und versuchten irgendwie einzuschlafen. Das konnten wir aber komplett vergessen: alle halbe Stunde hielt der Bus an und es wurden irgendwelche Kisten & Pakete aus- oder eingeladen. Völlig gerädert nahmen wir am nächsten Morgen die Fähre auf die Insel und verschliefen den ganzen Mittag in unseren Betten im Schlafsaal. Ich glaube an dem Tag haben wir uns bei unseren Zimmernachbarn nicht gerade beliebt gemacht. Die nächsten Tage hatten wir zum Glück genug Zeit um uns zu erholen: auf Koh Rong Sanloem gibt es außer schönen Stränden und ein paar Hotels & Restaurants nämlich rein gar nichts. Wir faulenzten also viel in der Sonne, kuschelten ausgiebig mit den Welpen & Babykätzchen im Hostel und genossen die schöne Aussicht aufs Meer. Am Ende waren wir sogar soweit, dass wir genug hatten vom vielen Rumliegen und Nichtstun und fast schon froh waren, uns vom „Paradies“ verabschieden zu können.

Auch die Weiterreise nach Kampot forderte uns alles angeeignete Backpacker Know-How ab. Nachdem wir von der Insel aus herausgefunden hatten, dass der öffentliche Bus nach der Corona-Pause den Fahrbetrieb noch nicht wieder aufgenommen hat, mussten wir uns etwas einfallen lassen. In einer Facebook Gruppe wurde ich schlussendlich fündig und wir verabredeten uns mit drei Reisenden aus der Slowakei, ein Taxi zu teilen. Alles lief wie am Schnürchen, wir fanden uns direkt am Fährableger wie vereinbart und am Ende waren wir sogar schneller und günstiger unterwegs als wir es mit dem Bus gewesen wären. Kampot ist eine kleine Stadt an der Küste, kurz vor der vietnamesischen Grenze und direkt an einem Fluss gelegen. Viele Auswanderer haben sich hier niedergelassen, sodass es eine hervorragende Auswahl an Restaurants, Bars & Cafés gibt. Wir mieteten uns einen Roller und erkundeten damit die Gegend um die Stadt herum. Sobald man die große Nationalstraße verlässt, findet man traditionell gebaute Holzhäuser und die Straße wird schnell zu einem staubigen, holprigen Pfad. Wir fuhren vorbei an der klassischen Bilderbuch Kulisse mit leuchtend grünen Reisfeldern, weißen Rindern und Palmen und konnten uns kaum daran sattsehen. Überall kamen Kinder an die Straße gerannt, riefen „Hello“ und winkten wie wild. Wir winkten und grüßten zurück und ich kann gar nicht sagen wer sich mehr gefreut hat.

Die Region um Kampot ist bekannt für den Anbau von Pfeffer. Eine der Plantagen bietet Touren durch ihre Anlage an, also statteten wir dieser Farm mit unserem Roller einen Besuch ab. Neben einer Verkostung von weißem, rotem und schwarzem Pfeffer, lernten wir wie die Pfefferpflanze angebaut wird und durften auch grüne Pfefferkörner direkt vom Strauch probieren.

Unsere letzte Station in Kambodscha führte uns in den Norden des Landes, nach Kratie. Unseren Transport fanden wir dieses Mal, auf den Tipp der nächsten Unterkunft hin, an einer Tankstelle in Phnom Penh. Der Fahrer des Minivans sprach nur Khmer, ein Bekannter von ihm klärte daher mit uns auf Englisch, wo wir hin wollten. Der Fahrer war super freundlich und total aufgeschlossen uns gegenüber und obwohl wir uns überhaupt nicht unterhalten konnten, war er uns sofort sympathisch.

Wir fuhren durch ländliche Gebiete und sahen unterwegs wie die Menschen abseits der größeren Städte leben. Aufgrund der Nähe zum Fluss Mekong, stehen fast alle der Holzhäuser in dieser Region auf Stelzen und oft werden darunter Hängematten aufgespannt oder Tiere gehalten. Als einer der längsten und größten Flüsse der Erde, hat der Mekong für jedes Land durch das er sich zieht eine große Bedeutung. Viele Menschen sind von ihm abhängig, ob als Wasser- oder Nahrungsquelle, und sie haben ihre Lebensweise an den Fluss angepasst. In den fünf Stunden Anfahrt sahen wir bestimmt drei verschiedene, große Hochzeiten, auch hier scheint sich wohl die letzten beiden Jahre einiges aufgestaut zu haben. In Kratie hatten wir ein Zimmer in einem Gästehaus direkt am Ufer des Mekong gebucht und kamen pünktlich zum Sonnenuntergang dort an.

Mit dem Kajak ging es am nächsten Tag mittags dann raus auf den Fluss selbst. Wir paddelten durch kleine Verzweigungen, die zwischen dem dichten Gestrüpp kaum als Weg zu erkennen waren. An einigen der größeren Bäume konnte man erkennen, wie stark sich der Wasserstand des Mekong zwischen Trocken- und Regenzeit verändert. Die Tour endete in einer großen Lagune, wo das Highlight der Tour auf uns wartete. Während wir die Sonne mit einem wunderschönen rot beim Untergehen beobachteten, tauchten um uns herum immer wieder kleine Grüppchen von Flussdelfinen auf. Die Irawadidelfine sind stark bedroht und im Mekong leben laut Schätzungen des WWF nur noch um die 100 Tiere. Die Delfine und der sich im Wasser spiegelnde Sonnenuntergang schufen wirklich eine ganz besondere Atmosphäre. Uns gefiel der Abschluss der Tour tatsächlich so gut, dass wir am nächsten Tag nochmal mit der Drohne im Gepäck zurückfuhren, um ein paar Aufnahmen aus der Luft zu machen.

Um ehrlich zu sein hatten wir uns im Vorfeld nicht wirklich mit Kambodscha beschäftigt. Wir dachten in erster Linie nur an Angkor Wat, was wohl den meisten so geht. Nach mehr als drei Wochen stellen wir aber fest wie vielseitig Kambodscha tatsächlich ist und dass die Menschen hier wohl zu den warmherzigsten überhaupt gehören. Dieses unbefangene und ehrliche Lächeln, dass uns hier an jeder Ecke entgegen gebracht wurde, wird uns noch eine ganze Weile begleiten.

Gerade im Vergleich zu Thailand haben wir es sehr genossen, wieder ein Land zu bereisen, welches noch nicht so stark vom Tourismus geprägt ist. Und mir persönlich hat natürlich das französische Flair mit Baguettes und Croissants in den Cafés auch sehr gut gefallen.




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