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tizianwagner

Tulum, Bacalar & San Cristobal - kontrastreiches Mexiko

Schon im Vorfeld waren wir uns einig, dass wir in Tulum nur wenige Tage verbringen wollten. Die Stadt an der Karibikküste wird mehr und mehr zum zweiten Cancun. Für die, die Cancun nicht kennen: die amerikanische Partydestination schlechthin, gespickt mit riesigen Hotelkomplexen, Shopping Centern und Clubs für ein ausschweifendes Nachtleben. Genau das kann man in Tulum nun auch finden. Wer mich kennt, weiß, dass ich grundsätzlich nichts gegen einen Party-Trip einzuwenden habe, jedoch streben wir auf unserer Reise nach anderen Dingen.

Passend dazu glich unser Hostel eher einer Partyabsteige mit Massenabfertigung, als einem romantischen Rückzugsort für Rucksackreisende, die sich über ihre Erfahrungen austauschen.

Trotzdem hat Tulum nach wie vor auch für den gemeinen Touristen, der sich nicht schon vormittags an der Poolbar festhalten muss, einiges zu bieten. Insbesondere die Maya-Stätte, die direkt am Meer liegt, ist einen Besuch wert. Die gut erhaltenen Festungsanlagen, Tempel und Gebäude machen deutlich, dass Tulum eine der größten Maya Städte auf der Yucatan Halbinsel war. Wir hatten uns für den Ausflug Fahrräder gemietet um die Aussicht auf dem Weg dorthin geniessen zu können. Die Rad-Tour war aber ehrlich gesagt eine Enttäuschung, da in erster Front in Strandlage, Hotel an Hotel folgt, was den Zugang zum Meer unmöglich macht. Es gibt leider nur noch wenige öffentliche Strandabschnitte und diese werden von Strandverkäufern und Touranbietern belagert. Seit mehreren Jahren hat sich zudem die saisonale Rotalgen-Plage, die die Karibikküste der Halbinsel heimsucht, immer mehr verschlimmert. Ein meterbreiter Teppich der übel riechenden Pflanzen bedeckt den Strand und die Brandung des Ozeans. Ein weiterer Grund weshalb Tulum nicht unbedingt zu unseren Favoriten gehört.


Wie es der Zufall wollte, verbrachten Jippe und Tom, das Pärchen aus Holland, das wir in Holbox kennen gelernt hatten, ihren letzten Abend vor ihrer Heimreise in Tulum. Wir genossen nochmal ein gemeinsames Abendessen und fochten eine letzte Kniffel-Runde aus. Für den nächsten Tag hatten Laura und ich ein ganz besonderes Abenteuer vor: wir hatten einen Tauchausflug in eine der zahlreichen Kalksteinhöhlen (Cenoten) gebucht.

In das von kristallklarem Wasser geflutete Höhlensystem abzutauchen hatte ich bei meinem letzten Mexiko Besuch verpasst, weshalb ich mich umsomehr darauf freute. Früh morgens fuhren wir mit unserem Guide zur Cenote "Dos Ojos", in der wir zwei Tauchgänge machten. Dieses Erlebnis war nochmal etwas ganz anderes als all unsere vorherigen Taucherfahrungen. Die Kombination aus den glitzernden Lichteinfällen der vielen kleinen Höhlenöffnungen, die pechfinsteren Passagen die nur mit Tauchlampe durchquert werden konnten, und den beeindruckenden Gesteinsformationen unter Wasser machten diese Tauchgänge unvergesslich. Die Tatsache, in engen Durchgängen keine Möglichkeit zu haben aufzutauchen und quasi eingeschlossen zu sein, ließen den Adrenalinpegel zusätzlich steigen.


Um nach dem ganzen Partytrubel etwas durchzuschnaufen kam uns Bacalar, unsere nächste Station, gerade recht. Ein ruhiges Örtchen am "See der sieben Farben". Unsere Erwartungen an Bacalar waren simpel: entspannen und uns auf die kommenden Tage vorbereiten. Ersteres gelang uns, wie zu erwarten war, sehr gut. Wir kamen in einem gemütlichen Airbnb unter, um nach den ganzen Hostelübernachtungen wieder etwas Zeit für uns zu haben. Es tat gut, mal wieder ohne Ohropax schlafen zu können und wenn doch einer schnarcht, dann weiß man wenigstens wer.

Um den beliebten See ausgiebig erkunden zu können, buchten wir eine Segeltour bei der wir mit kaltem Bier, Guacamole und Nachos versorgt wurden. Was will man mehr? An verschiedenen Stellen konnten wir uns dann im türkisen Wasser erfrischen. Zum See gehören außerdem einige Cenoten, die wie eine Art Filter den See mit klarem Wasser versorgen. Das führt dazu, dass an diesen Cenoten die Wassertiefe von etwa 2m auf bis zu 90m abfällt. Durch diese Gefälle im See entstehen die unterschiedlichen Farben, die für den Namen verantwortlich sind. Die restliche Zeit investierten wir um herauszufinden, wie wir San Cristobal im Landesinneren von Mexiko am besten erreichen würden. Wir entschieden uns dann für einen Nachtbus, den uns ein freundlicher Mexikaner in seinem kleinen Büro anpries. Dieser war nicht nur günstiger als das Pendant des bekannten, hochwertigen Anbieters ADO, sondern sollte dazu auch mit 13 Stunden Fahrtzeit, fünf Stunden früher sein Ziel erreichen. Man kann sich an der Stelle natürlich fragen, welchen Haken dieses Angebot hatte, taten wir aber nicht.

Am Abend unserer Abreise trafen wir, mit deutscher Pünktlichkeit und wie von uns verlangt, 3o min vor Abfahrt am Busterminal (einer Tankstelle), ein. Nach einer kleinen, 45 minütigen Verspätung traf der Bus dann ein und wir begriffen sofort, welchen "Haken" es an der Geschichte gab. Der Bus war deutlich in die Jahre gekommen und zudem bis auf den letzten Platz ausgebucht - vielleicht noch etwas darüber hinaus. Auf jedem zweiten Schoß saß nämlich noch ein Kind und der Gehilfe des Busfahrers musste einer vierköpfigen Familie klar machen, dass zwei der vier Sitze die sie belegten für uns bestimmt waren. An zurücklehnen und die gesamte Fahrt verschlafen, war aufgrund der Platzverhältnisse nicht zu denken. Unsere Angst, dass die Klimaanlage für arktische Bedingungen sorgen würde (was wir sonst bei den Busfahrten durchaus erlebten), war hier unbegründet.

Die Fahrt ging los und alle zwei Stunden machten wir an einer dunklen Raststätte Halt, an der wir unter den hunderten Mexikanern die einzigen zwei Gringos waren und entsprechend alle Blicke auf uns zogen. Nach mehr als 15 Stunden erreichten wir dann, sichtlich erschöpft, San Cristobal im Bundesstaat Chiapas. Trotz der anstrengenden und abenteuerlichen Busfahrt hatten wir im Vergleich zur "Luxusvariante" pro Person etwa 13€ gespart, worauf wir durchaus stolz waren.


Mexiko hatte sich ein absolutes Highlight für das Ende unserer Zeit in diesem Land aufgespart. San Cristobal wurde uns schon von einigen anderen Reisenden empfohlen und im Vorfeld hoch gelobt. Dennoch übertraf es unsere Erwartungen deutlich und avancierte zu unserer Lieblingsstadt. In einem Tal gelegen und von grünen Bergen umringt, ist diese Kolonialstadt ein echter Hingucker und vor allem bei Künstlern (um nicht zu sagen Hippies) beliebt. Nahezu jedes der farbigen Häuser versteckt in seinem Innenhof ein Café, eine Galerie, eine Werkstatt für Schmuck, eine Craft-Bier Brauerei oder eine Destillerie für Tequila oder Mezcal. Die Fassaden zieren beeindruckende Graffitis und in den Fußgängerzonen reihen sich Restaurants und Bars aneinander. Da wir bereits gute Erfahrungen mit Free-Walking-Touren gemacht hatten, schlossen wir uns auch in San Cristobal dem Stadtführer Toni an, der uns mit seiner ansteckenden, guten Laune die schönsten Plätze der Stadt zeigte.

Im Hostel wurde uns empfohlen, einen Ausflug zum Cañón del Sumidero, einer berühmten Schlucht zu machen, da der Bundesstaat Chiapas außer authentischen Städtchen auch atemberaubende Natur zu bieten hat. Wir fanden uns dann am nächsten Morgen zusammen mit anderen Touris in einem kleinen Shuttlebus, auf dem Weg in den Canyon, wieder. Der erste Teil unserer Tour bestand aus einer Bootsfahrt auf dem wasserreichen Fluss. Neben den unzähligen Krokodilen und Vögeln, die in diesem Nationalpark zu Hause sind, bestaunten wir die teilweise 1.000m hohen Klippen durch die sich "El Sumidero" schlängelt. Die eigene Bedeutungslosigkeit wurde uns angesichts dieser Kulisse bewusst und fast ehrfürchtig saßen wir mit offenen Mündern in unserem Boot. Der zweite Teil führte uns anschließend zu verschiedenen Aussichtspunkten entlang der Schlucht, von wo aus wir einen Blick in die Tiefe werfen konnten. Eine unglaubliche Tour, in der es uns wahrscheinlich nicht gelungen ist, die Stimmung in unseren Bildern festzuhalten.

Wir genossen den restlichen Aufenthalt in San Cristobal in vollen Zügen. Nach diesem Abschluss ist es uns sichtlich schwer gefallen, Mexiko nach knapp vier Wochen hinter uns zu lassen.






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